Die DGE hat neue Empfehlungen... Debby hatte das in der Story und danach wurden "alle inspiriert", also lass ich mich dann auch mal inspirieren :-D so läuft Instagram scheinbar: Keiner weiß, was er posten soll, scrollt den ganzen Tag wie benommen durch seinen Feed sieht etwas und überlegt sich: „Wie kann ich es schlechter nachmachen“? :-D Es ist schon lustig… da schlechter nicht mein Ding ist, mach ichs besser – ihr kennt mich, deshalb folgt ihr mir ja!
Erst einmal: Die DGE hat auch sehr positive Seiten, wir müssen da auch nicht pauschal alles kleinreden. Wirklich – das wird ja gerne gemacht und sich wie ein Boss dargestellt (drübergestellt). Nicht meins… ich wäre gerne schneller, schneller als andere… Mein Problem ist – Mimimi – dass ich noch viel selbst mache, selbst am Patienten arbeite, selbst Daten recherchiere, ich trainiere sogar noch selbst und wich..en, manchmal auch… #oldschool aber ich bin ja stolz darauf, dass ich gefühlt einer der wenigen bin, der noch IN ECHT am Menschen arbeitet und nicht nur erzählt er würde es tun :-D
Also. Wir sollen wieder weniger Eier und Fleisch essen, wobei es ja schonmal die Empfehlung gab für eine "Eier-Beschränkung", dann wurde diese aber aufgehoben. Jetzt wieder hinzugefügt – wahrscheinlich eher aus einer Vorwands-Mische zwischen Politik und Umwelt-Gedöns – dass Übergewicht, Krankheit, Medikamentenherstellung, Inaktivität und noch mehr Industrielles deutlich Umwelt-schädlicher ist und agiert, wird dabei gerne übersehen. Erst die Bauern-Proteste, jetzt Eier-Verbote, ich weiß ja nicht... Es geht ja nicht einmal um den Tierschutz, sondern nur um „esst weniger Eier, Fleisch…“, also „esst weniger richtig gute Nährstoffe“ – das Problem ist? Das Problem ist: Dass wir uns in diesen Beitrag eher um den ernährungsphysiologischen Teil kümmern, nicht um Politik. Ok.
Kurz: Wer ist eigentlich die DGE gegen die alle „wettern“?
Das ist die deutsche Gesellschaft für Ernährung – wenn ein Arzt irgendwas mit Ernährung abrechnen möchte, dann muss dies „DGE-konform“ sein, aber das nur als Nebeninfo. 1953 wurde die DGE gegründet – statistisch fingen in ähnlichem Zeitraum auch die ganzen Zivilisationskrankheiten an anzusteigen – muss nicht daran gelegen haben, zu dieser Zeit hat sich vieles geändert, auch Supermärkte verbreiteten sich zu dieser Zeit stärker und Nahrung war immer verfügbar, es gab Kellogs, High-Fruktose-Korn-Sirup, die Menschen haben immer weniger bewegt, das Internet kam dazu, Ancel Keys mir seiner Fett-Panik, die Framingham-Studie mit ihrer Cholesterin-Panik und vieles mehr. Die ersten Empfehlungen der DGE entstammten keinen direkten wissenschaftlichen Daten, sondern einer Beobachtung: Wer war gesund und was aßen die denn? Naja, es waren körperlich hart arbeitende Menschen in der Nachkriegszeit (Hungerzeiten?), Brot und Co waren günstig, Fleisch, Fisch und so weiter, teuer. Genauso ist auch die Pyramide die uns allen bekannt ist aufgebaut. Seitdem hat sich leider nicht viel geändert... generell muss man aber sagen: Die DGE empfiehlt naturbelassene Grundnahrungsmittel und das was die DGE empfiehlt ist DEUTLICH besser als das, was die meisten machen. Auch wenn die DGE-Ernährung nicht (!) perfekt ist, sie ist NICHT so schlecht, wie sie immer dargestellt wird.
Gestern habe ich ein Ernährungs-Seminar gegeben und da ging es um:
ESST MEHR OBST, ESST MEHR GEMÜSE (die DGE wäre stolz auf mich gewesen!), ESST MEHR HÜLSTENFRÜCHTE, ESST MEHR HAFERFLOCKEN, ESST MEHR NÜSSE… und ja, esst mehr Eier, Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte! Und heute steht in der Zeitung: Esst weniger Fleisch, weniger Eier… auf welcher Basis ist DAS begründet? Keiner gesundheits-physiologischen, wirklich nicht.
Die nationale Verzehrstudie 2 zeigt recht deutlich, dass die deutsche Bevölkerung in jedem einzelnen Nährstoff ein Defizit aufweist… schau dir folgende Grafik an:
Das ist beispielsweise ein Auszug aus dem gestrigen Seminar, wir sprachen über die GRUNDVERSORGUNG,
die NICHT erreicht wird...
Defizite in Protein, Zink, Vitamin A, D3, Eisen, alle (!) B-Vitamine, natürlich auch B12, Jod… von Kreatin, Carnosin, Taurin, eventuell auch Carnitin, Glycin, Arachidonsäure möchte ich gar nicht reden, da die Datenlage (noch) nicht perfekt ist, aber Tendenz: Fehlt den Meisten bzw. wenn mehr da wäre, wäre vieles besser. Aber selbst „führende Vegan-Experten“ ändern ihre Meinung auf Basis der Daten: Der Mensch ist KEIN Pflanzenfresser! Und sowieso: Die aufgezählten Nährstoffe (und noch viele weitere) sind allesamt in hoher Konzentration in tierischen Lebensmitteln enthalten. Wenn diese nicht mehr verzehrt werden – oder noch weniger als bisher – dann erhöht sich die Minderversorgung der deutschen Bevölkerung weiter, zu UNGUNSTEN der Bevölkerung. Wenigstens eine Hand voll Supplemente sollte empfohlen werden oder die Empfehlung zumindest ab und zu mal zu gucken – das wäre mal geil, wenn die Krankenkasse ein „großes Blutbild“ jedes Jahr bezahlen würde. Mit groß meine ich Aminosäuren, Fettsäuren, alle Mikronutrienten. Aber ich bin ja kein Gesundheitsminister, sondern nur Therapeut und „Blogger“. :-)
(der seit 20 Jahren nichts anderes macht als sich mit chronischer Krankheit und chronischer Gesundheit und Leistung zu beschäftigen, aber ja...)
Und mal ganz abgesehen von „also seitdem ich mich vegan ernähre geht´s mir besser“-Anekdoten – diese gibt’s auch bei Carnivoren, Paleolithikern und in Placebo-Studien – denke ich auch an OMMA! Der ältere Mensch hat eine geringere Syntheserate was „nicht“-essentielle Aminosäuren angeht, generell eine geringere Proteinsynthese und kämpft oft mit Osteoporose, Sarkopenie, Immunproblemen und Co: Selbst die DGE hat neuerdings den Bedarf „der Alten“ auf >1g/kg KG hochgesetzt – super! Neben mehr Obst, Gemüse und Nüsse, endlich einen Schritt in die richtige Richtung! Aber? Jetzt wieder weniger Fleisch und Eier, die Proteinquellen sollen pflanzlicher sein – diese enthalten im Schnitt allerdings etwa 16% weniger essentielle Aminosäuren und semi-essentielle, die im Alter wichtig sind, so gut wie gar nicht. Das MINDESTE wäre, dass dann wenigstens 1,16g pro kg KG von den führenden (!) Fachgesellschaften empfohlen würde oder, dass EAA´s mit Lysin und Glycin, eventuell noch Taurin empfohlen würde. Allein der Leucin-Bedarf „des Alten“ ist um das 2-3-fache erhöht für eine adäquate Proteinsynthese. Weniger Protein (und pflanzlicher) ist NICHT unbedingt besser für unsere Großeltern: “Dietary guidelines recommend a change towards a plant-based diet that is more sustainable for health and for the environment; however, reduction of animal-based foods may impact protein quality in the diet. High-quality protein is important for maintenance of muscle health in older age…” oder: “Results of the present study suggest that an inadequate protein intake might be associated with sarcopenia in older adults.”
Und auch für jüngere Menschen ist es nicht verkehrt die „Proteinsynthese“ dann und wann mal zu maximieren – Muskelmasse ist Altersvorsorge! Während der „Mischkost“-Athlet seine 1,2-1,6 / 2g pro kg KG Protein benötigt, benötigen sich rein vegan-ernährende Menschen meist bis zu 2,4g/ kg KG, etwas weniger, wenn auf ausreichende Zufuhr von Lysin achtgegeben wird.
Du darfst Hülsenfrüchte essen, Tempeh, Tofu, alles coole Produkte, ess ich als „Hypercarnivore“ sehr gerne – lange fermentieren, lange Kochen und die haben fast nur noch positive Effekte – aber die neuen Empfehlungen sind nicht (!) zuende gedacht!
Ein Kommentar von mir, zu einigen aggressiven Veganern auf Instagram, die halt voll nicht fähig sind einfach mal sachlich zu bleiben und wahrscheinlich auf Phytoöstrogenen sind:
Aus welchem Grund kann nicht sachlich diskutiert und nicht auch mal Kritik akzeptiert werden? Aus welchem Grund fühlen sich Menschen aufgrund der Wahl ihrer Ernährung direkt persönlich angegriffen? Wenn du in der Praxis am Patienten arbeitest, bemerkst du ziemlich schnell, was besser und was schlechter verträglich ist. Nicht wenige Menschen haben gravierende Darmbeschwerden und andere Gesundheitstörungen (trotz oder durch diese Empfehlungen...); wenn man TÄGLICH seit 2 Jahrzehnten damit arbeitet, sieht man die neuen Empfehlungen kritischer. Nicht, weil man Recht behalten möchte, sondern weil man täglich Menschen LEIDEN SIEHT! Die allgemeine Empfehlungen sind halt nicht perfekt und an vielen Stellen kritisierbar. Letzt hat die DGE die Empfehlungen für Protein von älteren Menschen auf >1g/kg KG erhöht, zurecht, jetzt sollen pflanzliche Proteine erhöht werden = hier müsste allerdings die Proteinmenge nochmal angehoben werden, alles andere ist inkonsequent. Und auch die nationale Verzehrstudie 2 zeigt uns, dass nahezu die gesamte Bevölkerung Nährstoffdefizite hat... ALLE NÄHRSTOFFE! Wir brauchen mehr Obst, mehr Gemüse, mehr Nüsse, mehr Hülsenfrüchte, MEHR SPORT, mehr Schlaf, MEHR FLEISCH, FISCH UND EIER! Wenn selbst Rittenau (und viele "Ex-Veganer") zeigen, dass es für viele Menschen KEINE suffiziente Nährstoffversorgung gibt, wenn man nahezu vollständig auf tierische Lebensmittel verzichten soll, nicht ohne die entstehenden Nährstofflücken zu schließen, versteht man diese Empfehlungen noch weniger. Und "N=1" juckt mich nicht, sondern objektivierbarere Daten, die eine größere Population abbilden, über einen längeren Zeitraum. DGE hat viele gute Ansätze und viele Negative und das ist auch mir für eine "Fachgesellschaft" die von Kranken(!)kassen gesponsert wird VIEL zu wenig!
Im Seminar gestern war die Quintessens übrigens:
Erst jagen, dann essen – also Strength First, also: Krafttraining sollte für jeden Menschen Priorität haben, wenn es um Gesundheit geht. Zudem ein paar „Exercise Snacks“ einstreuen, alle paar Stunden mal 30-90 Sekunden bewegen; selbst ein 10-minütiger flotter Spaziergang pro Tag, reduziert die „all cause mortality“ um gut 10-15%.
Dann ging es mit Ernährung weiter? Nein. Der zweite Punkt war: SCHLAF MEHR! Das führt zu weniger Stress, mehr Muskeln, weniger Fettaufbau, mehr Hunger, einem insgesamt gesünderen Metabolismus. 2 wichtige Punkte, welche die metabolische Flexibilität verbessern und das OHNE, dass du die Ernährung auch nur anrührst!
Nummer 3 war – du wirst es nicht glauben – MEHR PROTEIN! Von jung bis alt. Keine maßlosen Fressorgien, aber schon mehr als die 0,8g, welche die DGE-empfiehlt. 1g? 1,2g? 1,6g? Hoch bis 2,4g, irgendwie sowas!
Nummer 4 war: Mehr Obst, mehr Gemüse, mehr Nüsse, mehr Hülsenfrüchte und Ballaststoffe, mehr Pilze, Hafer, Garnelen und andere Meeresfrüchte, Algen, Fisch, Fleisch und Eier! Auch mehr Joghurt, Kefir und andere Milchprodukte oder Whey-Protein. Kurz: Mehr essentielle Nährstoffe, welche in breiten Teilen der Bevölkerung einfach IMMER NOCH FEHLEN!
Ich hatte übrigens bei der DGE angerufen.
Nimmt keiner Ab!
In dem Sinne, danke fürs Zuhören!
Chris
Apropos: Wenn dir unsere Sachen gefallen, auf Instagram, dieser Newsletter, unsere Produkte bei Strength First und Götterspeise, wenn du bei uns im Studio trainierst, auf einem Workshop warst: Hey, ich freu mich sehr über etwas Empfehlungs-Marketing von dir! DANKESCHÖN! :-) (auch eine positive Google-Bewertung ist immer cool!).